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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 155

1911 - Erfurt : Keyser
- 155 - die anderen. (Sr trug einen Elenskoller und einen grauen Hui mit grüner Feder. Sein Haar war blond, und ein starker Schnurrbart und spitzer Kinnbart zierten sein Gesicht. Freundlich blickten seine blauen Augen umher, und deutsche Grußesworte kamen aus seinem Munde. Man sah, er freute sich herzlich über den warmen Empfang der Erfurter, die mit Hüteschwenken, Tücherwehen und Kränzewerfen sich nicht genug tun konnten. Aufenthalt in Erfurt: Vor seinem Absteigequartier wurde er vom Erfurter Rate aufs ehrerbietigste begrüßt. Dann begab sich der König in seine Gemächer. Doch er rastete nicht lange. Schon nach kurzer Zeit erschien er wieder im Sattel. Er stattete dem Petersberg einen Besuch ab. An der Schwelle des Klosters begrüßten ihn knieend die frommen Brüder mit ihrem Abte. Freundlich hieß er sie ausstehen, entblößte selbst sein Haupt und setzte sich mit ihnen zur Tafel, zwanglos sich unterhaltend. Noch drei Tage verweilte Gustav Adolf in der Stadt. In dieser Zeit umritt er einmal den Stadtwall und besichtigte die Eyriaksbnrg. Mancherlei Gedanken über eine stärkere Befestigung der Stadt sollen ihm dabei durch den Kops gegangen sein. Bevor er dann abreiste, mußte der Rat versprechen, solange der Religionskrieg dauern würde, ihm treu und untertänig zu sein. Weitermarsch: Am Montag wurde zum Ausbruch geblasen. Vormittags zwischen 8 und 9 gings mit klingendem Spiel zum Brühlertor hinaus durch den Treienbrunnen nach Süden. Der Weg führte über Molsdorf, Arnstadt, Ilmenau und Schlensingen ins Werratal und von da an den Main. (Nach Pros. Als. Kirchhofs.) 4-9. Gustav Adolfs Leutseligkeit. Heute noch bewahrt die Riemer-Jnnnng in Erfurt ein Andenken auf, das Zeugnis von Gustav Adolfs Leutseligkeit gibt. Als der König sich einmal von der „hohen Lilie" in den nahe gelegenen Gasthof „zum Propheten" (heute „Thüringer Hof") begab, um nach einem feiner Pferde zu sehen, hörte er aus einem Zimmer lautes Stimmengewirr. Er trat ein und erfuhr von den Versammelten, daß die Riemer-Innung soeben einen der Ihren zum Ritter schlage, d. h. nach bestandener Lehrzeit seierlich in die Gesellenschast ausnehme. Gustav Adols sragte, ob er zusehen dürste. Da dies aber nicht erlaubt war, wurde ihm bedeutet, daß er beiwohnen könne, wenn er selbst vorher zum Ritter geschlagen wäre. Der König willigte sreudig ein und wurde unter dem üblichen Gebrauch zum Ritter geschlagen. Er leerte auch den großen, tbm dargereichten Zinnpokal, den Willkommenbecher, und loste sich mit dem herkömmlichen Geschenk. Noch zur Stunde hängt am „Willkommen" der Erfurter Riemer das ovale, vergoldete Schaustück, welches damals die Innung wohl aus des Königs Hand erhalten hat. Es zeigt auf der einen

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 156

1911 - Erfurt : Keyser
— 156 — Seite das schwedische Wappen, aus der anderen das Brustbild des Königs mit dem Lorbeerkran;. (Nach Pros. Alsr. Kirchhosf.) 50. Schwedens Königin in Erfurts [Dauern. 1 Aufenthalt: Zweimal hat Marie Eleonore in Erfurt geweilt. Das erste Mal erschien sie wenige Monate nach ihrem Gemahl. Es war am Shloestertage 1631, als sie ohne großes Gefolge zum Schmidtstedtertor hereinfuhr. In das Begrüßungsgeläut der großen Glocke mischte sich der lernte Donner der Wallund Burggeschütze. Aber auch die Bürgerschaft, die mit der Garnison Spalier in den Straßen bildete, jubelte ihr freudig entgegen. Die „hohe Lilie", der Stadt vornehmstes Absteigequartier, öffnete der Königin die gastlichen Pforten. Sie bewohnte dieselben Gemächer, die kurze Zeit vorher ihren Gemahl beherbergt hatten. Am Neujahrstage besuchte die Königin den Gottesdienst im Dom. Mit der Krone aus dem Haupte und umgeben von ihrem Gesolge, stieg sie die 70 Graden zu dem prächtigen Gottes hause empor. Da aber ihr Herz sie drängte, dem geliebten Gemahl entgegenzueilen, reiste sie schon am andern Tage nach Franken weiter. Doch trotz des kurzen Aufenthaltes hatten die Erfurter die Königin liebgewonnen; sie erblickten in ihr den Schutzengel der Stadt. 2 Aufenthalt: Im Oktober desselben Jahres kehrte sie noch einmal mit ihrem Gemahl nach Erfurt zurück. Gustav Adols wollte feine Gemahlin nicht dem unberechenbaren Geschick einer Feldschlacht aussetzen und Hatte darum Erfurt zu ihrer Residenz auserfeheu. Er selbst weilte nur für kurze Zeit (28. bis 30. Oft.) in der Stadt. Nachdem er fein Heer in wenigen Tagen auf dem ausgedehnten Johannesfelde geordnet hatte, zog er mit ihm nach Sachsen weiter. Am Dienstag, den 30. Oktober, drückte Marie Eleonore den letzten Kuß auf die Lippen ihres heißgeliebten Gemahls, der ungesäumt der großen Entscheidungsschlacht entgegenzog. Kaum war der König aufgebrochen, da verlegte die Königin ihren Wohnsitz von der „hohen Lilie" nach dem Anger, wo seit Jahresfrist der schwedische Statthalter residierte. Sie erwählte das Hans zum „schwarzen Löwen" (Anger 11), unmittelbar neben der Stattbalterei (Anger 10, Haus zum „weißen Löwen") gelegen und mit ihr durch einen Durchbruch verbunden, zur Wohnung. Tage von der Ankündigung des Todes Gustav Adolfs: Sieben Tage waren seit der schmerzlichen Trennung von ihrem Gemahl vergangen. Wieder war es ein Dienstag (6. November), und so trübselig grau, wie an diesem Nebeltag die Wolken herniederhingen, so bekümmert war das Herz der Königin. Ihre Gedanken weilten bei ihrem Gemahl, den sie in grausamer Feldschlacht glaubte. Frühzeitig senkte sich nächtliches Tun-

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 157

1911 - Erfurt : Keyser
— 157 — fei herab. Die Königin suchte Schlaf; doch der wollte sich nicht einstellen, da bange Sorgen sie quälten. Schluchzend lag sie auf ihrem Lager. Auch die Kammerfrau weilte schlummerlos in dem Raum vor dem Schlafzimmer der Königin. Ein brennendes Licht stand neben ihrem Bett. Da fuhr plötzlich eine große Katze die Kammerfrau meinte, sie hätte rot wie Feuer ausgesehen — durch die Stube und sprang aus ein daselbst aufgestelltes Hauo-faß. Dabei riß sie die Königskrone, welche über demselben von zwei schwedischen Löwen getragen wurde, herunter. Dann ver-schwand sie ebenso plötzlich, wie sie gekommen war. Man glaubte, daß es der Teufel gewesen sei, der über den Tod Gustav Adolfs frohlockt hätte. Denn zu derselben Zeit, da Marie Eleonore mit Tränen im Auge so ruhelose Stunden verbrachte, lag zerschossen und zerstochen des Heldenkönigs Leichnam aus der herbstlich naßkalten Lützener Flur?) Abreise: Mitte Dezember verließ die verwitwete Königin Erfurt. Es war ein ergreifender Trauerzug, der durch die Straßen sich bewegte. Alle Wagen und Rosse waren mit schwarzem Tuch behängt. Ganz Thüringen trauerte seit Lützen; kein Orgelion begleitete den Gottesdienst, und kein Saitenspiel erklang bei den Hochzeitsfeiern. (Nach Pros. A. Kirchhofs.) 51. Erfurt unter schwedischer Herrschaft. Tie schwedische Einlagerung. Die schwedischen Truppen, die den König Gustav Adols bei seinem ersten Einzug begleitet hatten, wurden nur zum Teil in die Stadt einquartiert, die meisten kamen aus die Erfurter Dörfer zu liegen. Doch loderten an jedem Abend die Wachtfeuer auf dem Severihose und an anderen Plätzen hell auf. Den Soldaten waren allerlei Gewalttätigkeit und Plünderung aufs strengste untersagt, aber im Dunkel der Nacht wurde doch mancherlei Schlimmes verübt. Den Metzgern wurde in aller Stille Kuh und Kalb abgeschlachtet, daß am Morgen nur noch die Eingeweide int Stall lagen, und den katholischen Geistlichen wurde manches Stück Geld für Pfeife und Tabak abgepreßt. So waren denn die Erfurter Bürger herzensfroh, daß beim Abzüge Gustav Adolfs nur einige Regimenter zum Hierbleiben bestimmt wurden. Wer sollte ihre Freveltaten abwehren, wenn der König nicht mehr anwesend war? Er hatte noch kurz vor seinem Abmarsch einen Reiter, den man bei gewalttätiger Erpressung abge-saßt hatte, dicht vor seinem Standquartier am Gack (Pranger) mit dem Strang richten lassen. ') Das Lied: „Verzage nicht, du Häuflein klein," Gustav Adolfs Lieblingslied, das die Schweden vor der Schlacht bei Lüsten anstimmten, hat Michael Altenburg, den Pfarrer der Andreaskirche, zum Verfasser (1584—1640). Zu derselben Zeit lebte ein anderer Erfurter Kirchenliederdichter, Math. Meyfart (1590—1642; Meyfartstraße). Von ihm stammt vas Lied: „Jerusalem, du hochgebaute Stadt!"

4. Deutsche Lebensbilder und Sagen für den Geschichtsunterricht auf der Mittelstufe höherer Mädchenschulen - S. 55

1897 - Leipzig : Hirt
55 hngenden nrdlichen Provinzen der Niederlande (das jetzige Knigreich Holland) einen Aufstand und errangen nach einem hartnckigen Kampfe ihre Unabhngigkeit. 16. Wassenstein. 1. Albrecht von Wallenstein stammte aus dem niederen Adel Bhmens. Seine Eltern waren evangelisch, starben aber frhzeitig. Von Kindesbeinen an zeigte der Knabe nur Sinn fr das Soldatenwesen und zog sich bald den Beinamen Der Tolle" zu. Ein Oheim schickte ihn zu den Jesuiten auf die Schule, diese bekehrten ihn zur katholischen Lehre. Dann ging der junge Edelmann auf die Universitt; aber die Bcher fesselten ihn nicht; er griff lieber zum Schwerte. Dadurch konnte er hoch kommen in der Welt; das war sein leidenschaftliches Streben. 2. Bald zeichnete er sich als tapferer und verstndiger Kriegsmann aus; das erwarb ihm die Gunst einer beraus reichen Witwe, Lncrezia Nekyssowa von Landeck, und, obwohl lter als er, vermhlte sie sich mit ihm. Nach ihrem bald eintretenden Tode verfgte nun Wallenstein seine Gemahlin war die letzte ihrer Familie gewesen frei der gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, aber er verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steiermark warb er 200 Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Auch machte er sich im ganzen Heere beliebt. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr seine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So kam er bei dem Erzherzog in groe Gunst. 3. In die hchsten Kreise fhrte ihn eine zweite Vermhlung: mit der Grfin Jsabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr ein-flureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrt-Itcher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wallenstein lebte, war ganz dazu angethan, einen hochstrebenden thatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte seit 1618 der Krieg, welcher 30 Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es verstan-den, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu fesseln. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands entzogen und

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 107

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
107 10. Im Jahre 1525 hatte sich Luther mit Katharina von Bora verheiratet. Er führte mit ihr ein glückliches Familienleben. _ Nach der Arbeit erheiterte er gern sich und die Seinen durch Musik, die er sehr liebte. Auch liebte er es, beim fröhlichen Mahle mit seinen Freunden heitere Reden zu führen. Seine Mildthätigkeit gegen Bedürftige gieng oft so weit, daß er seinen letzten Thaler dahingab. Er arbeitete viel und angestrengt; dadurch wurde sein Körper nach und nach sehr schwach und kränklich. Trotzdem reiste er im Januar 1546 nach Eisleben, um dort einen Erbschaftsstreit zwischen den beiden Grafen von Mansfeld zu schlickten was ihm auck gelang. Aber dies Friedenswerk sollte sein letztes sein. Er wurde am 18.' Februar 1546 in derselben Stadt, wo er vor etwa 62 Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, durch einen sausten Tod hmweg-genommen. Seine letzten Worten waren: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist, du haft mich erlöset, mein treuer Gott." Die Nachricht von seinem Tode verbreitete im ganzen Lande tiefe Trauer. Seine Leiche wurde mit einem zahlreichen Gefolge und großer Feierlichkeit nach Witten berg geführt und dort in der Schloßkirche begraben. Nach 14 Jahren fand auch fein Frennd Melanchthcn neben ihm seine Ruhestätte. 48. Gustav Wasa (1523—1560). 1. Im Jahre 1397 waren die drei Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden zu einem einzigen Reiche verbunden, über welches die Könige von Dänemark regierten. Die Schweden suchten jedoch ihre Selbständigkeit zu behaupten, und an ihrer Spitze standen Reichsvorsteher mit fast unumschränkter Gewalt. Als aber Christian Ii., der wegen seiner Grausamkeit der Nero des Nordens genannt wurde, in Dänemark zur Regierung kam, wollte er die Schweden sich völlig unterwerfen, und so kam es zu langwierigen Kämpfen zwischen ihm und dem Reichsvorsteher. Während dieser Kämpfe wurden einst Friedensverhandlungen versucht, wobei die Schweden dem Könige mehrere Geiseln stellen mußten. Unter diesen befand sich Gustav Wasa, ein hoffnungsvoller junger Mann aus einer alten und verdienten Geschlechte. Christian Ii. ließ die Geiseln nach Dänemark bringen und hielt sie in Haft. Als aber Gustav Wasa vernahm, daß Christian von neuem große Kriegsrüstungen gegen die Schweden betriebe, entfloh er in Bauernkleidern und kam ans abgelegenen Wegen nach Flensburg, wo er sich als Viehtreiber einer kleinen Gesellschaft deutscher Viehhändler anschloß. Mit ihnen kam er nach Lübeck. Da diese mächtige Hansestadt von Christian vielfach beleidigt worden war, fand der Flüchtling hier Schutz und wurde nach sieben Monaten mit einem Kauffahrteischiffe glücklich uach Schweden übergesetzt. Hier versuchte Gustav, das Volk zur Vertheidigung aufzurufen, aber überall fand er nur Mutlosigkeit. Daher mußte er in Bauerntracht von einem Orte zum andern fliehen und die Nächte bald im Korn, bald in den Wäldern zubringen.

6. Deutsche Lebensbilder und Sagen - S. 64

1905 - Leipzig : Hirt
64 gewaltige Geldmittel. Er verschleuderte sie nicht, sondern verstand sie klug zu verwenden. Fr den jungen Erzherzog Ferdinand von Steier-mark warb er zweihundert Dragoner an und unterhielt sie auf eigene Kosten. Tglich hielt er an seiner Tafel viele Offiziere frei und sorgte fr feine Soldaten beinahe mehr wie fr sich selbst. So machte er sich im ganzen Heere beliebt. Auch bei dem Erzherzog kam er in groe Gunst. 3. In noch engere Verbindung mit hohen, einflureichen Personen kam er durch feine zweite Ehe. Er vermhlte sich mit der Grsin Jfabella von Harrach, der Tochter eines bei Ferdinand sehr einflureichen Rates. Es war eine glckliche Ehe. Wallenstein war ein zrtlicher Gatte, und Jsabella erwiderte seine Neigung; eine Tochter verband die Gatten noch inniger. 4. Die Zeit, in der Wollenstem lebte, war ganz dazu angetan, einen hochftrebenden, tatkrftigen Kriegsmann emporzutragen. Es tobte feit 1618 der Krieg, der dreiig Jahre lang die Fluren Deutschlands verheeren und unsgliche Leiden der unser Vaterland bringen sollte. Es war dieser Krieg der letzte groe gewaltsame Versuch, den die katholische Kirche und der katholische Kaiser machten, die Evangelischen gnzlich zu unterdrcken oder womglich zum katholischen Glauben zurck-zufhren. Da wurden tchtige Offiziere begehrt, zumal wenn sie es ver-standen, Soldaten um sich zu versammeln und an sich zu feffelu. Das war bei Wallenstein der Fall. Er verhalf dem Erzherzog Ferdinand wesentlich dazu, König von Bhmen und Kaiser von Deutschland zu werden. 5. Die Bhmen hatten sich der Herrschaft Ferdinands, der schon als ein grimmer Feind der Evangelischen bekannt war, aus Furcht, da er auch sie wie seine Untertanen in Steiermark katholisch machen mchte, entzogen und zu ihrem Könige das Haupt der Reformierten gewhlt, den Kurfrsten Friedrichs, von der Pfalz. So brach der groe Krieg aus, der nicht nur Bhmen und sterreich, sondern ganz Deutschland, ja die meisten Lnder Europas in seinen Kreis hineinzog. Ferdinand hatte kein Heer und auch kein Geld, ein solches anzuwerben. Zwar half ihm sein Jugendfreund, der Herzog Maximilian von Bayern, der mit ihm in derselben Schule von Jesuiten erzogen worden war, aber doch nicht, ohne da er dafr Belohnung beanspruchte. Deshalb war es dem Kaiser hoch erwnscht, als Wallenstein ihm anbot, ein Heer von 20000 Mann auf eigene Kosten anzuwerben und zu unterhalten. Allerdings verlangte er dafr ein erledigtes Frstentum. Da er versprach, ein ganzes Heer zu besolden, hngt nicht nur mit der Geschicklichkeit zusammen, die

7. Geschichte der Neuzeit - S. 51

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 1. Die Reformation in den nordischen Reichen. 51 Tage dauerten die Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm. Da trat plötzlich Trolle mit einer Anklage gegen seine Feinde hervor, und das Gericht erklärte sie für Ketzer. Christian ließ die Thore der Stadt schließen, auf dem Markte Kanonen auffahren und verkünden, es dürfe bei Verlust des Lebens niemand seine Wohnung verlassen. Mit leichter Mühe bemächtigte er sich der Gegner des dänischen Regiments und ließ 94 der edelsten Schweden aus dem Markte 1520 hinrichten. Dies „Stockholmer Blutbad" wurde in anderen Gegenden nachgeahmt, damit Christian des Gehorsams gewiß sei. Der Tyrann kehrte hierauf nach Dänemark zurück. Da er es durch diese gottlose That auch mit dem Papste verdorben hatte, so berief er einen Schüler Luthers nach Kopenhagen und führte die Reformation ein. Er föhnte sich zwar noch einmal mit dem Papste und dem Kaiser aus, suchte auch die Reformation wieder abzuschaffen, allein das Ende feiner Regierung war nahe. Gustav Erichson Wasa, der Sohn eines schwedischen Reichsrats, der von väterlicher Seite dem alten Geschlechte Wasa und von mütterlicher Seite der Familie der Sture angehörte, die seit der Kalmarer Union dem Lande zwei Könige gegeben hatte, war von der Vorsehung aus-erwählt, an Christian zum Rächer des Stockholmer Blutbades zu werden. Am Hofe feines Großoheims Sten Sture des Älteren erzogen, durch Wuchs und Anstand, Kenntnisse und Einsicht ausgezeichnet, durch Mut und Unerschrockenheit bekannt, war er den Verhältnissen, die ihn auf den Schauplatz der Begebenheiten riefen, vollkommen gewachsen. 1518 hatte ihn Christian mit den andern schwedischen Geiseln nach Dänemark abgeführt und daselbst einem Edelmann, Namens Bauer, der mit ihm verwandt war, gegen eine bedeutende Bürgschaft zur Bewachung übergeben. Gustav Wasa sehnte sich nach der Freiheit und entfloh 1519 glücklich nach Flensburg und von da nach Lübeck. Dahin eilte ihm Bauer nach und verlangte feine Auslieferung; Lübeck schützte aber den Flüchtling und unterstützte dessen Abreise nach Kalmar. Allein die Mutlosigkeit der Schweden war so groß, daß Wasas begeisterte Reden taube Ohren fanden. Er mußte fliehen und verbarg sich auf feinem väterlichen Gute Räfsnäs. Hier erfuhr er, daß fein Vater, fein Schwager und alle feine Vettern im Stockholmer Blutbade umgekommen, Mutter und Schwester gefeffelt nach Dänemark abgeführt feien und die Dänen auf feinen eigenen Kopf einen Preis gefetzt hätten. Unter großen Gefahren flüchtete er sich darum zu den freiheitliebenden D a l e k a r l e n an der Westgrenze, und zweimal retteten ihm Frauen auf dieser Reife das Leben. Ein Jugend-

8. Geschichte der Neuzeit - S. 116

1887 - Wiesbaden : Kunze
116 Erste Periode der Neuzeit schönerlen Musik und Gesang. Wer am Abend an Luthers Hause vorüberging, der konnte vernehmen, daß darinnen gute Menschen wohnten. Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. „Musik — pflegte er zu sagen — ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; sie verjaget den Geist der Traurigkeit, wie man an König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Nach Luthers Tode blieb Katharina in Wittenberg, bis der Einmarsch der kaiserlichen Truppen sie nötigte, mit ihren Kindern nach Magdeburg zu fliehen. Von hier führte sie Melanchthon nach Braunschweig, und Georg Major, ein Freund der Familie, nach Gishorn an der Aller. Sie kehrte bald nach Wittenberg zurück. Ihr Landesherr war in Gefangenschaft, die Grasen von Mansfeld und Christian von Dänemark konnten ihr Versprechen, ihr eine Unterstützung zukommen zu lassen, aus Not nicht erfüllen. Katharina ernährte sich kümmerlich von dem Mietzins des Hauses und von der Verköstigung der Hausgenossen, bis 1552 die Pest ausbrach und die Universität Wittenberg nach Torgau verlegt wurde. Luthers Witwe war genötigt, sich ebendorthin zu wenden, um ihre Kostgänger behalten zu können. Unterwegs wurden die Pferde scheu, die geängstigte Mutter sprang aus dem Wagen und siel ins Wasser. Erkältung und Angst warfen sie aufs Krankenbett, und noch im nämlichen Jahre starb sie sanft im 53. Jahre ihres Lebens. Tags darauf wurde sie in der Stadtkirche zu Torgau beigesetzt, wo noch ihr Leichenstein mit ihrem Bilde, ihrem Wappen und einer einfachen Inschrift zu sehen ist. 2. Luther stand mit vielen Frauen in Briefwechsel und mahnte dieselben, das Werk der Reformation fördern zu helfen. Besonders hatte er an Elisabeth von Brandenburg eine helfende Gönnerin. Ihr Gemahl, der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, war ein entschiedener Gegner der Reformation und behandelte feine Frau nicht gerade liebevoll. Elisabeth entschloß sich daher, mit Zurücklassung ihrer Kinder, nach Torgau zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von Sachsen, zu fliehen. Sie lebte seitdem in Lichtenberg und sah Luther häufig bei sich; ja sie hielt sich einmal drei Monate in feinem Hause auf. Nach Joachims Tode traten ihr Sohn und ihre Tochter Elisabeth, welche an Erich den älteren von 23 raun schweig vermählt war, zur lutherischen Kirche über. Erich blieb der römischen Kirche treu; allein Elisabeth führte nach feinem Tode als Vormünderin ihres Sohnes die protestantische Lehre in Braunfchweig ein und

9. Geschichte der Neuzeit - S. 124

1887 - Wiesbaden : Kunze
124 Erste Periode der Neuzeit. 11. Da die Geschichte der bedeutendsten Frauen Frankreichs (§. 3, 2) und Englands (§. 3, 4) berührt worden ist, so bleibt nur noch übrig, die beiden schwedischen Frauen näher kennen zu lernen, welche Gustav Adolf zunächst stehen: seine Gemahlin und seine Tochter. Marie Eleonore, eine geborene brandenburgische Prinzessin, vermählte sich 1620 mit Gustav Adolf und folgte ihm nach Deutschland, als er für die protestantische Sache das Schwert zog. Sie soll eine schöne Frau gewesen sein und durch ihre Bevorzugung Gustavs den Polenkönig, welcher ebenfalls um ihre Hand angehalten hatte, so sehr erzürnt haben, daß derselbe seitdem ein Todfeind ihres Vaters und ihres Gemahls war. Als 1531 Gustav seinen feierlichen Einzug in Frankfurt hielt, drückte sie ihren Gemahl fest in ihre Arme und sprach: „Nun ist der große Gustav endlich ein Gefangener geworden." Vor der Schlacht bei Lützen nahm Eleonore Abschied von ihrem Gemahl; den Leichnam sandte sie nach Stockholm, das Herz ließ sie in eine goldene Kapsel legen und nahm es selbst mit. Ihre einzige Tochter Christine hat durch ihre gründliche Gelehrsamkeit, ihren männlichen Mut, vor allem durch ihre Thronentsagung und ihren Religionswechsel die Augen der Mit- und Nachwelt auf sich gezogen. Ihre mehr männliche als weibliche Erziehung, ihre glänzenden Geistesgaben, ihre Kenntnis der deutschen, französischen, italienischen und spanischen Sprache, welche sie ohne Lehrer erlernt hatte, der Geschichte, Geographie und Politik befähigten sie, mit den größten Gelehrten zu wetteifern. Weibliche Beschäftigungen waren ihr zuwider; sie ging am liebsten in männlicher Kleidung, ritt und jagte gern und machte große Reisen zu Fuße, ohne sich durch Entbehrungen und Gefahren abschrecken zu lassen. Sie besaß natürliche Gutmütigkeit und große Lebhaftigkeit, war aber auch spöttisch, reizbar und eigensinnig. Der nachmalige große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg bewarb sich um ihre Hand und schickte 1637 einen Brautwerber nach Stockholm. Als dieser erschien, reiste Christine ab, ohne ihn zu empfangen. Ihre Mutter, des Freiers Tante, mußte sogar das schwedische Reich verlassen. Auch einen andern Freier, ihren Vetter, den Prinzen Karl Gustav von Psalz-Zweibrücken-Birkenfeld, wies sie ab, um unabhängig ihren gelehrten Liebhabereien leben zu können. Der Unterhalt fremder Künstler und Gelehrten, ihre reichhaltigen Sammlungen aller Art und ihre Neigungen zu großen Festlichkeiten erschöpften den Staatsschatz und machten den Unwillen des Volkes rege. Ihre Abneigung gegen die lutherische Kirche und der Einfluß der Jesui-

10. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 113

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Vom Dreiigjhrigen Kriege. 113 rhrige Tuchmacher und Schleierweber, die durch ihren Gewerbflei Sachsen reichen Segen brachten. Eine arme Vertriebne so erzhlt die Sage kam auch zu Frau Barbara Uttumttn, der Witwe eines reichen Bergherrn in Annaberg, und Barbara fand liebevolle Aufnahme. Zum Danke lehrte sie ihre Wohltterin das Uttmann-Spilzenklppeln, diese unterwies Frauen und Mdchen Annabergs in der neuen Kunst, und bald gab es in vielen Husern des Erzgebirges den Klppelsack, der guten Verdienst brachte. Eine Brunnenfigur auf dem Markte zu Annaberg und ein Denkmal auf dem Friedhofe mit der Inschrift: Ein sinniger Geist, eine ttige Hand, Sie ziehen den Segen ins Vaterland!" erinnern an Frau Barbara, die Wohltterin des Erzgebirges. * Durch das rastlose Mhen des edlen Frstenpaares war Sachsen Sachsens zum reichsten deutschen Lande emporgeblht. Allenthalben sah man wohl- Wohlstand, gepflegte Wlder, wogende Saatfelder, reiche Obstgrten und fette Wiesen, auf denen zahlreiche Rinder und Schafe weideten. In den Stdten ge-langten die geschftigen Brger zu hohem Wohlstande, gingen in Samt und Seide einher, feierten kostspielige Feste, bauten sich stattliche Wohnhuser und hielten darauf, da herrliche Kirchen und schne Rathuser die Städte zierten. Auf den Landstraen brachten lange Wagenzge die Erzeugnisse des Gewerbfleies nach den groen Handelspltzen, bewaffnete Reiter, die der Kurfürst fr Geld stellte, begleiteten sie zum Schutze. berall ehrte man das Frstenpaar hoch, nannte den Kursrsten Vater Augusts Vater August und seine Gemahlin Mutter Anna. Gro war die J?nb Mutter Trauer, als sie bald nacheinander starben. nnn n e' Leider hat ein bser Krieg, der bald nachher das deutsche Land dreiig Jahre lang verwstete, vieles vernichtet, was Vater August und Mutter Anna geschaffen haben. 15. Vom Dreiigjhrigen Kriege. Wer die Umgegend von Leipzig durchstreift, der findet bei Breiten-seld einen schlichten Gedenkstein mit dem Namen Gustav Adolf und bei dem Stdtchen Ltzen den sogenannten Schweden st ein nebst einer groen Kapelle. In der Schsischen Schweiz zeigt man dem Wanderer die Schwedenlcher, eine Felsschlucht, in die die Bauern der Gegend einst ihr Hab und Gut vor den bsen Schweden retteten. Auf irgend einem Dorfe im Erzgebirge oder Vogtland erzhlt ihm wohl der Pfarrer: Sedkert. Geschtchtl. Erzhlungen (Sachsen, Ausgb. B.). o
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